In Rahmenbedingung verschränkt die österreichische Künstlerin Marlene Hausegger Fotografie und Siebdruck mit einem Fundstück aus der Fensterindustrie und erzählt von urbanen Hinterlassenschaften sowie Renaissance-Bewegungen.
Mit Marlene Hausegger (AT)
Alljährlich öffnet die Gaulhofer Industrie-Holding GmbH ihren Betrieb, um ein Objekt für das Festivalzentrum von einer Künstlerin oder Künstler gestalten zu lassen. Heuer kam es zu einer Kooperation mit Marlene Hausegger. Im Zentrum der Arbeit steht eine Fotografie, die die Künstlerin in einer aufgelassenen Fabrik des US-amerikanischen Autoherstellers Packard in Detroit aufgenommen hat. Rezession und die Absatzkrise der Automobilindustrie haben die urbane Realität der ehemals blühenden Industriestadt radikal verändert: heute sind ca. 85.000 Häuser verlassen, die Zahl der EinwohnerInnen hat sich stark verringert und vor zwei Jahren hat Detroit die Insolvenz angemeldet. Trotzdem: Es besteht eine lebendige Kunst- und Musikszene und auch Investoren wittern neue Chancen. Einer der vielen Spitznamen Detroits ist daher „Renaissance City“.
Vor dem Foto positioniert Hausegger eine Perspektivenzeichnung von Leon Battista Alberti. Der italienische Gelehrte zeigt in seinem kunsttheoretischen Traktat De Pictura aus dem Jahr 1436 auf, wie durch die Zentralperspektive eine Illusion von Tiefe innerhalb des Bildrahmens erzeugt werden kann. Seine Synthese von Kunst und Architektur verwandelte die Malerei in ein Fenster der Erkenntnis, das Ausblick auf eine neue Welt bot, die im Zuge der Renaissance Gestalt anzunehmen begann.
Bei Marlene Hausegger erzeugen die Perspektivenlinien keine Tiefe mehr, sie sind der Fotografie vorgelagert und brechen den klassischen Bildrahmen auf.
Auftragswerk steirischer herbst
Rahmenbedingung entstand durch die Sponsoring-Partnerschaft zwischen dem steirischen herbst und Gaulhofer Industrie-Holding, bei der die Künstlerin Marlene Hausegger eingeladen wurde, mit Materialien aus den Werkstätten der Firma auf das Leitmotiv des Festivals zu reagieren.