Gerettete Alltagsgeschichte(n) und entsorgtes Wissen – in einer im Festivalzentrum untergebrachten Privatsammlung kann man verworfene Erinnerungen wiederentdecken.
In deutscher Sprache
Der Wert von Alltagsgeschichte. Eine Einführung in das Konzept der Sammlung „Recycled History“
„Unterm Hemd.“ Zu Erotik, Sexualität und Geschlechterrollen
„Wir hoffen auf ein Jahr wunderbarster, deutscher Kraftentfaltung“ – Einblicke in das Denken und Fühlen eines Grazer Nazis
„Und so muß ich Ihnen dann die traurige Mitteilung machen …“ – Der Zweite Weltkrieg in Feldpostbriefen
Wie soll man die Geschichte Grazer Migrantinnen und Migranten dokumentieren?
Diskussion mit Joachim Hainzl (AT), Otto Hochreiter (AT), Ali Özbaş (AT) & Maryam Mohammadi (IR/AT)
In den letzten drei Jahrzehnten hat Joachim Hainzl ein Archiv entsorgten Wissens und verworfener Erinnerungen aufgebaut. Alle Teile dieser Zufallssammlung wurden von ihren Besitzern nicht mehr gebraucht und von Privatsammler Hainzl geborgen, geordnet und vor dem Vergessen gerettet. Da findet sich bürgerlich-konservative Literatur neben Ratgeberbüchlein der Nachkriegszeit, Blut-und-Boden-Schwarten neben bunten Illustrierten der 1960er-Jahre. Persönliche Briefe, Fotoalben, Zeitdokumente und Krimskrams machen Menschen und ihre Geschichte(n) wieder lebendig.
Für fünf Tage wird ein Großteil der Privatsammlung ins Festivalzentrum verlegt: als persönlich betreute Freihandbibliothek, als zur Schau gestelltes Archiv, in dem geschmökert werden kann. In Lesungen aus Feldpost- und Liebesbriefen sowie in Diskussionen wird in menschliche Schicksale eingetaucht, um diese Alltagsgeschichtssplitter bleibend in der kollektiven Erinnerung einzuschreiben.
Von und mit Joachim Hainzl
Auftragswerk steirischer herbst
steirischer herbst
Produktion Roland Gfrerer
Joachim Hainzl (AT)
Joachim Hainzl, geboren 1968, lebt und arbeitet Sozialhistoriker und Erwachsenenbildner in Graz und ist darüber hinaus als bildender Künstler, Autor und Kurator tätig. 2006 gründete er den sozialkulturellen Verein Xenos und präsentierte im selben Jahr mit „Der Plan von Graz“ seine erste Installationsarbeit. Ebenso wie seine im darauffolgenden Jahr am Hauptlatz Graz präsentierte Installation „Pecunia non olet!“ behandelte sein erstes Werk die kapitalistische Wegwerfgesellschaft. Hainzl, dessen Arbeiten stark sozialhistorisch geprägt sind, war darüber hinaus von 2007 bis 2009 als Programmmitglied und Mitbetreuer des Archivs des Grazer Forums Stadtpark tätig. Auch beim steirischen herbst war er schon mehrere Male zu Gast, so zuletzt 2014 als Ko-Kurator des Projektes „Am Südrand“ im Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz.