herbst-Akademie 2015

G
Theorie / Diskurs / Workshop
O
Graz
 

Tipps


Future Perfect

Hall of Half-Life

Adolf Hitler: Mein Kampf, Band 1 & 2

To What End?

Die Kosten betragen 65 EUR ohne, 130 EUR mit Unterkunft. 
Die Verpflegung ist inkludiert.
Alle Workshops finden in englischer Sprache statt.

 

Anmeldeschluss war der 31/07/2015.

 

Informationen:
steirischer herbst / Barbara Thaler
t +43 664 24 500 76
f +43 316 823 007 77
academy@steirischerherbst.at

 

Workshop 1
To What End?

Do 08/10 & Fr 09/10

Von Gülsen Bal (GB/TR/AT) & Walter Seidl (AT)

 

Workshop 2
United States of Europe – Europa als Standort oder als Idee?

Do 08/10 & Fr 09/10

Von Regine Dura (DE) & Hans-Werner Kroesinger (DE)

 

Workshop 3
Mineral Rights

Mo 12/10 & Di 13/10

Von Lara Almarcegui (NL/ES)

 

Workshop 4
Orte der Überschreibung

Mo 12/10 & Di 13/10

Von Daniel Wetzel / Rimini Protokoll (DE)


Im Rahmen der herbst-Akademie 2015 werden vier Workshops abgehalten – heuer von und mit Gülsen Bal und Walter Seidl, die beiden kuratieren die Ausstellung To What End? bei Camera Austria, mit der Dramaturgin und Dokumentarfilmerin Regine Dura und dem Regisseur Hans-Werner Kroesinger, mit der spanischen Künstlerin Lara Almarcegui und mit Daniel Wetzel von der deutschen Theaterformation Rimini Protokoll, die sich im diesjährigen Festival auf Spurensuche zum Mythos rund um Hitlers Propagandaschrift „Mein Kampf“ begibt.

Künstlerinnen und Künstler, Theoretikerinnen und Theoretiker sowie Studierende sind eingeladen, über Fragen zu Besitztum und Kapital, Nachlass und Erblast, Wissenstransfer, dem Umgang mit kulturellem Erbe und über im herbst gezeigte künstlerische Arbeiten zu reflektieren. Die vier Workshops sind wie immer um die jeweilige herbst-Konferenz angesiedelt, die heuer unter dem Titel Future Perfect am Sa 10/10 und So 11/10 stattfinden wird.

 

Workshop 1
Gülsen Bal (GB/TR/AT) / Walter Seidl (AT)
To What End?
Die Ausstellung To What End? untersucht mit dem Begriff „Erbe“ die Wiederaneignung historischer Erinnerungen und damit die Möglichkeit, eine Kritik dominanter Narrative und kultureller Vorstellungen zu ermöglichen. Wie kann das Konzept des „Erbes“ verstanden werden, wenn es darum geht, verschiedene Stimmen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten widerzuspiegeln, ihnen Gehör zu verschaffen? Welches Potenzial liegt in postnationalen Formen der Zugehörigkeit, die die landläufigen Strategien der Globalisierung konterkarieren? Und wie manifestieren sich die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen im Kreativbereich, wie können sie in die Sphären der Kunst integriert werden? In Künstlervorträgen, Gesprächen und mit einem Filmprogramm wird das Themenfeld im Schnittpunkt sozialer, politischer und ökonomischer Codes erweitert und experimentell erforscht.

 

Workshop 2
Regine Dura / Hans-Werner Kroesinger (DE)
United States of Europe – Europa als Standort oder als Idee?
Das heutige Europa, das wir gerne aus dem Geist der französischen Revolution geboren sehen, entstand 1950 als Kohle- und Stahl-Union: Wer zusammenarbeitet, kämpft nicht gegeneinander. Wirtschaftlichkeit und Sicherheitsdenken leiteten also die Geburt der Europäischen Union ein. Die Grenzen nach innen werden für den Warenverkehr aufgelöst, die Grenzen nach außen dichtgemacht. Ist Europa überhaupt eine Wertegemeinschaft und wenn ja, um welche Werte geht es? Für wen gelten sie? Und welche Rolle spielt das gemeinsame Kultur­erbe dabei, welche die EU-Agentur Frontex? Der Regisseur Hans-Werner Kroesinger und die Dramaturgin und Dokumentarfilmerin Regine Dura nähern sich Europa mithilfe von Dokumenten. Als Dokument gilt im Workshop alles, was die Teilnehmenden in diesem Kontext für relevant halten, sei es politisch, philosophisch oder persönlich. Aus dem Recherche­pool wird Material für eine Präsentation entwickelt.

 

Workshop 3
Lara Almarcegui (NL/ES)
Mineral Rights
Lara Almarcegui erkundet in ihrer Arbeit immer wieder brachliegende Orte. Um ihre Auseinandersetzung mit dem Land – Symbol der Vergangenheit und Grund des „Gebauten“ – zu vertiefen, hat sie sich nun dem Darunterliegenden zugewandt. „Mineral Rights: Acquisition of the mineral rights of an iron deposit“ ist ein fortlaufendes Projekt in verschiedenen Staaten, in dem Almarcegui Grund und Boden zu erwerben versucht. Nicht um Mineralien zu entnehmen, sondern um offenzulegen, wie das Land auf geologischer Ebene geformt und wie es zur Verwertung ausgebeutet wird. Mit Blick auf die Geschichte des Bergbaus respektive des Landbesitzes untersucht der Workshop, mit welchen Argumenten es Bürgern in unterschiedlichen Ländern verwehrt wird, Rechte an Bodenschätzen zu erwerben. Dabei wird auch die Situation um Graz einer Analyse unterzogen. Begleitend werden verschiedene Formen der Landschaftsdarstellung erforscht. Lara Almarcegui ist Teilnehmerin der herbst-Ausstellung Hall of Half-Life.

 

Workshop 4
Daniel Wetzel / Rimini Protokoll (DE)
Orte der Überschreibung
Der Akt des Erinnerns, gemeinhin ein Verfahren gegen das Vergessen, wird in den Aufführungen des Theaterkollektivs Rimini Protokoll als Akt der Über- und vor allem der Einschreibung sichtbar – von persönlichen, politischen und gesellschaftlichen Vergangenheiten in die Gegenwart. Auch für Adolf Hitler: Mein Kampf, Band 1 & 2, koproduziert vom steirischen herbst, sind 90 Jahre nach Erscheinen des Buches die Expertisen und Erfahrungen der Protagonisten mit der Propagandaschrift zentrales Material. Die unabgeschlossene Spurensuche macht die Bühne zum Spielfeld zwischen Fakt und Fiktion. Bei anderen Projekten nutzt die Gruppe spezifische Orte quasi parasitär als Bühne zur Wahrnehmung der Gegenwart – bei „Hausbesuch Europa“ ( 2015 ) sind es beispielsweise die Wohnzimmer der Zuschauer. Der Workshop beleuchtet ausgewählte Arbeiten von Rimini Protokoll anhand praktischer Versuchsanordnungen.